5. November 2024: Nicaea 325 – alte und neue Perspektiven

Festvortrag von Christoph Markschies, Berlin

Festvortrag im Rahmen des Symposiums "1700 Jahre – Konzil von Nicaea. Ökumenische Perspektiven", veranstaltet von der Katholisch- und der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Universität Wien

Dienstag, 05.11.2024, Beginn: 19.00 Uhr

Universitätshauptgebäude, HS 6 Franz König (Tiefparterre, Stiege 9, Hof 5)

 

Abstract

Wie man das erste ökumenische Konzil von Nicaea 325 n.Chr. und sein Lehrbekenntnis beurteilt, war, ist und bleibt ein Streitfall. Wie in diesem Streitfall optiert wird, hängt nicht zuletzt an der Sicht auf die drei Jahrhunderte vorher: Gab es bereits eine „Pre-Nicene Orthodoxy“, die Konzil und Bekenntnis längst vorbereitet hatten oder begann hier der in sich problematische Versuch, Vielfalt von Christentümern „reichskirchlich“ zu ordnen und zu normieren? Wie im „Streitfall Nicaea“ Position bezogen wird, ist allerdings auch immer von Beurteilungen der Gegenwart und der Zukunftsaussichten des Christentums abhängig: Fehlt in einer allgemeinen „Theologievergessenheit in Theologie, Kirche und Gesellschaft“ unserer Tage eine in Nicaea ausgedrückte „konsequente Ausrichtung auf Gott, wie er sich in und durch Christus erschlossen hat und im Wirken des Geistes immer wieder erschließt“, oder kann die Modernitätskonformität des Christentums nur durch entschlossene Abkehr von solchen zeitbedingten Fokussierungen bewahrt werden? Im Festvortrag werden zunächst solche und andere auf duale Alternativen zugespitzte Nicaea-Deutungen kurz aufgerufen und dann ausführlicher problematisiert. Im Ergebnis wird für einen alternativen Umgang mit Konzil und Bekenntnis jenseits der klassischen Duale geworben, der Anknüpfung wie Kritik in der Tradition einer klassischen Hermeneutik als Potentiale von Text wie Kontext deutet. Bemerkungen zur Bedeutung eines solchen Zugangs in einer weltweiten Ökumene schließen die Ausführungen ab.

 

zur Person

Prof. Dr. Dr. h. c. mult. Christoph Markschies

Präsident der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften

Markschies studierte Evangelische Theologie, klassische Philologie und Philosophie in Marburg, Jerusalem, München und Tübingen,  promovierte 1991 zum Dr. theol., habilitierte sich 1994 und ist nach Professuren in Jena (1994-2000) und Heidelberg (2000-2004) seit 2004 Professor für Antikes Christentum an der Humboldt Universität zu Berlin. Von 2006-2010 war er Präsident der Humboldt Universität zu Berlin, von 2012-2018 war er Vizepräsident der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und ist seit 2020 deren Präsident. 2001 wurde er mit dem Leibniz-Preis ausgezeichnet, 2017 mit dem Bundesverdienstkreuz.

 

 

Organiser:
Evangelisch-Theologische & Katholisch-Theologische Fakultät
Location:
Universitätshauptgebäude, HS 6 Franz König (Tiefparterre, Stiege 9, Hof 5)