Johannes von Nikiou und die Revolte der Heraclii

14.01.2022, 16 Uhr c.t.

Ein Papyrus mit einer fragmentarischen Gestellungsbürgschaft, die an den bekannten arsinoitischen Aristokraten und Großgrundbesitzer Flavius Strategios Paneuphemos adressiert ist, enthält wichtige Implikationen über die Chronologie und den Ablauf der Revolte der beiden Heraclii gegen den regierenden Kaiser Phocas 608–610 n. Chr. Der Papyrus wirft – in Verbindung mit anderer papyrologischer Evidenz – ein neues Licht auf die militärische Auseinandersetzung zwischen den beiden Parteien in Ägypten, die letztlich entscheidend für den Ausgang des Bürgerkrieges gewesen ist. Die Zeitstellung der Papyrusurkunde lässt den Hergang der Kriegshandlungen in ganz anderem Lichte erscheinen als die numismatische und historiographische Evidenz: Sie bestätigt die detaillierte, aber verwirrende Darstellung der Ereignisse in der Chronik des koptischen Bischofs Johannes von Nikiou, die von der offiziellen – nach dem Sieg der Heraclii verbreiteten – Version erheblich abweicht.

Univ.-Prof. Dr. Dr. h.c. Bernhard Palme, Professor für Alte Geschichte und Papyrologie, Direktor der Papyrussammlung und des Papyrusmuseums der Österreichischen Nationalbibliothek