Eine unbekannte lateinische Übersetzung der Predigten des Pseudo-Makarios

22.01.2021, 16 Uhr c.t.

In einem spätantiken Codex der Biblioteca Ambrosiana in Mailand gelang eine neue Entdeckung. Der im 6. Jh. niedergeschriebene Text lässt sich als lateinische Übersetzung griechischer Predigten identifizieren, die wohl in Mesopotamien gehalten wurden und eine von der Orthodoxie abweichende Lehre vertraten. Die Predigten sind nur deswegen überliefert, weil sie fälschlich dem „unverdächtigen“ ägyptischen Mönchsvater Makarios zugeschrieben wurden. Bisher war lediglich der griechische Text bekannt, und zwar nur aus ca. 500 Jahre jüngeren Handschriften, weshalb die neu gefundene lateinische Fassung das bei weitem älteste erhaltene Dokument des anonymen Predigers darstellt. Sie ist somit nicht nur ein wertvoller Zeuge für die Rezeption des Pseudo-Makarios im Westen, sondern kann auch zur Korrektur des griechischen Texts beitragen.

Dr. Clemens Weidmann, Kirchenväterkommission (CSEL) der Österreichischen Akademie der Wissenschaft